wissenschaft@phw 04/2024

Tagung: Global Citizenship Education 

Concepts and Experiences in Teacher Education and School

Am 23. und 24. Mai 2023 fand an der PH Weingarten die internationale Tagung „Global Citizenship Education (GCED) - Concepts and Experiences in Teacher Education and School“ statt. Die Tagung stand in Zusammenhang mit dem Erasmus+-Projekt „Global Sense – Developing Global Sensitivity Among Student Teachers“ (11/2021 bis 10/2024), welches von der PH Weingarten in Kooperation mit der Université de Nantes, der Université Libre de Brussels, der Hebrew University Jerusalem sowie der Temple University Philadelphia durchgeführt wird. Das Projekt zielt darauf ab, innovative Ansätze zu entwickeln und zu erproben, mittels derer künftige Lehrkräfte dafür qualifiziert werden können, eine zeitgemäße GCED an ihren Schulen umzusetzen. Dabei steht die Initiation eines angeleiteten internationalen Dialogs zwischen Lehramtsstudierenden an den beteiligten Universitäten im Zentrum, in dessen Rahmen die jeweiligen Ansichten zu den Themen ‚national citizenship‘ und ‚global citizenship‘ zur Sprache gebracht und Ansätze einer (Global) Citizenship Education diskutiert werden können.


Die Konferenz richtete sich vor allem an Multiplikator*innen, die in der Lehrkräftebildung an Hochschulen oder an Schulen arbeiten, und bot die Gelegenheit, die bisher im Projekt gesammelten Erfahrungen mit GCED in der Lehrkräftebildung einem sowohl regionalen als auch internationalen Publikum vorzustellen, in einen sowohl bildungspolitischen als auch theoretischen und empirischen Kontext zu stellen und gemeinsam mit den Teilnehmenden zu diskutieren. An der Tagung nahmen rund 40 Personen aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Dänemark und Israel sowie den USA teil. Eine Teilnahme war auch digital möglich, was von etwas mehr als einem Drittel der Teilnehmenden genutzt wurde.

Programm

Nach der Begrüßung durch Professorin Dr. Karin Schweizer als Rektorin der PH Weingarten sowie einführenden Worten des lokalen Organisationsteams (Professor Dr. Gregor Lang-Wojtasik, Professorin Dr. Claudia Bergmüller-Hauptmann, Mirjam Hitzelberger) führte Liam Wegimont, Executive Director des Global Education Network Europe (GENE) in seiner Key Note „Global Education and Future Teachers: Trends in European Policy“ in das Tagungsthema ein. Er stellte dabei sehr deutlich den Bezug des Projektes zu den Zielen der kürzlich auf europäischer Ebene verabschiedeten Declaration on Global Education 2050 her. In folgenden Workshops konnten die Teilnehmenden anschließend vertieft zu einzelnen Aspekten von GCED in der Lehrkräftebildung diskutieren:

Workshop 1

Im Workshop  von Professor Dr. Gregor Lang-Wojtasik, PH Weingarten, wurde GCED als pädagogische Aufgabe vor dem Hintergrund weltgesellschaftlicher Herausforderungen sowie der Agenda 2030 diskutiert. Der Workshop setzte sich u. a. mit der Frage auseinander, wie aus den in der Agenda 2030 auf internationaler Ebene formulierten Visionen greifbare Konzepte einer GCED werden können. Dazu wurden Aspekte einer de-kolonisierten GCED formuliert und diese mit den Leitperspektiven der Bildungspläne für die allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg gebracht. Unter anderem wurde im Workshop hervorgehoben, dass GCED historische Bezüge in der Tradition kosmopolitischer Erziehung hat und heute über das Potenzial verfügt, eine Vielzahl querschnittlicher Bildungskonzepte systematisch zu vereinen (v.a. Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen, Interkulturelle Bildung, Friedens- und Menschenrechtspädagogik). Über GCED ist es möglich, ein Bewusstsein für die enge Verbindung von Planet und Weltbürger*innen jenseits nationaler Zuschreibungen zu schaffen und sich so zukunftsfähig mit den wichtigsten Herausforderungen der heutigen Welt auseinanderzusetzen. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, wie über GCED Lehrende und Schüler*innen dazu motiviert werden können, eine menschlichere Welt zu schaffen, die jede Art von Rekolonialisierung vermeidet.

Workshop 2

Im zweiten Workshop von Lucy Bell & Tanguy Philippe, Université de Nantes, wurden Möglichkeiten und Grenzen einer Internationalisierung der universitären Lehrkräftebildung thematisiert. Besonders in den Fokus genommen wurde, wie internationale Perspektiven so in den Lernprozess der Studierenden integriert werden können, dass angehende Lehrkräfte Diversität (besser) reflektieren und sich selbst als verantwortungsvolle Akteur*innen in der Weltgesellschaft verstehen lernen können. Dabei wurden u. a. Lehr-Lernformate diskutiert, die sich für eine Internationalisierung anbieten, Strukturen vorgestellt, innerhalb derer eine internationale Kooperation von Hochschulen stattfinden kann und vor dem Hintergrund der Projekterfahrungen aufgezeigt, wo in derartigen Vorhaben auch Stolperfallen liegen können.

Workshop 3

Im dritten Workshop von Professorin Dr. Claudia Bergmüller-Hauptmann & Mirjam Hitzelberger, PH Weingarten, wurden das Erasmus+-Projekt und das ihm zugrunde liegende Lehrkräftebildungskonzept sowie empirische Ergebnisse der das Projekt begleitenden Wirkungsevaluation vorgestellt. Besonders fokussiert wurden dabei Herausforderungen, die angehende Lehrkräfte im Umgang mit komplexen globalen Themen und ihrer Umsetzung in eigene Lernarrangements zeigten. Vor diesem Hintergrund wurde im Workshop mit den Teilnehmenden diskutiert, mittels welcher hochschuldidaktischer Zugänge angehende Lehrkräfte wirkungsvoll dabei unterstützt werden können, einen auf reine Wissensvermittlung setzenden Unterricht zu überkommen sowie Stereotypisierungen und Simplifizierungen globaler Themen zu vermeiden.

Workshop 4

Der vierte Workshop von Professorin Julia Resnik, Hebrew University Jerusalem, Gundula Büker, EPIZ Reutlingen, Bérengère Saulnier, Head of Education, Social and Solidarity Tourism at the League of Education in Nantes und Ayala Shani, Education and Research department, Mesila – A Municipal Welfare Center for Undocumented Families in Tel-Aviv, zielte darauf ab, Kooperationsmöglichkeiten in der Umsetzung einer GCED mit Akteur*innen der non-formalen Bildungsarbeit aufzuzeigen. Im Workshop stellten drei Vertreterinnen zivilgesellschaftlicher Organisationen aus Frankreich, Israel und Deutschland ihre Arbeit vor und diskutierten anschließend mit den Teilnehmenden, wie ihr Verständnis von GCED die Lehrkräftebildung an Universitäten bereichern oder zu Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Akteur*innen anregen kann. Hierbei brachten konkrete Beispiele aus der Arbeit der vertretenen Organisationen praktische Anregungen in die Diskussion ein; wie etwa aus einem Projekt der israelischen Organisation Mesila, die in Tel Aviv Kooperationen zwischen Schulen, Kommunen und lokalen Akteur*innen voranbringen, um geflüchtete Schüler*innen besser zu integrieren.

Der zweite Konferenztag begann mit einem Besuch verschiedener Lehr-Lern-Einrichtungen und Maker Spaces der PH Weingarten, an den sich ein Open Space mit Projekten und Konzepten zu GCED in Hochschule und Schule anschloss. Den Kolleginnen und Kollegen, die hier mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt!


Fazit & Ausblick

Die Konferenz näherte sich dem Thema Global Citizenship Education aus facettenreichen Perspektiven, die von der Betrachtung politischer Entscheidungsprozesse im Bereich des Globalen Lernens auf europäischer Ebene bis hin zu konkreten lokalen Praktiken von GCED in verschiedenen Ländern reichten. Darüber hinaus bot die Konferenz sowohl theoretische als auch empirische Impulse zu GCED in der Lehrkräftebildung. und zu der Frage, wie Lehrer*innen für ihre Aufgabe qualifiziert werden können, Schüler*innen auf ein Leben in einer globalen Gesellschaft vorzubereiten und ein Bewusstsein für eine global orientierte ‚Citizenship‘ zu schaffen. Die internationalen Teilnehmenden wurden in aktuelle Fragen der europäischen Debatte über Global (Citizenship) Education eingeführt, tauschten zugleich Erfahrungen aus ihrem jeweiligen lokalen und regionalen Umfeld aus. Durch das vielfältige Inhaltsangebot konnten die Teilnehmenden Erkenntnisse sowohl für ihre praktische Arbeit (an Schulen oder Hochschulen) als auch für die forschungsorientierte Arbeit gewinnen. Diese vielfältige Herangehensweise an das Thema der Konferenz wurde von den Teilnehmenden sehr geschätzt, die in kurzen Blitzlichtern ein sehr positives Feedback zu den verschiedenen Programmpunkten gaben.


Insgesamt zeigte die Konferenz, dass die diskutierten Themen von hoher Relevanz für den Bereich der Lehrkräftebildung sind und dass das Global Sense Projekt einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung von GCED-Ansätzen in der Lehrkräftebildung leisten kann.


Weitere Informationen rund um das Projekt, eine ausführliche Dokumentation der Tagung und aktuelle Veröffentlichungen finden Sie auf der Projekthomepage.

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Autorin: Mirjam Hitzelberger

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